Heinis Traktorabenteuer

Bis zum Nordkap und zurück


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Finnland

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Das Wetter spielt mit.

Samstag, 25. Mai: Nun bin ich also in Finnland angekommen. Und wie. Um 19 Uhr abends befinde ich mich mitten in einer Stadt und mein Navigationssystem beginnt rumzuspinnen. Ich fahre eine Stunde planlos durch die Gegend, ohne den Ausgang, sprich die Strasse Richtung Osten zu finden. Die meisten Ausfallstrassen gehen dummerweise in kürzere Stücke Autobahn über. Um 21.30 Uhr finde ich dann endlich einen schönen, grossen Campingplatz. Hurra! Dort hören Otti und seine Frau meinen Sound an der Rezeption und schon werde ich von einer Schweizer Reisegruppe umstellt. Leider sind mir die Eintrittskarten ausgegangen 🙂 Eins wird mir dabei bewusst: Prominent sein möchte ich echt nicht. Um keinen Preis.

Sonntag, 26. Mai: Ich versuche mich erfolgreich an einer Miele Waschmaschine.

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Handschuhe statt Handfesseln.

IMG_0002Montag, 27. Mai: Ich fahre ich gen Osten und da passiert es: Ich befinde mich plötzlich auf einer Autobahn. Die Tafel, welche mich darüber freundlicherweise informiert befindet sich erst am Ende der Einfahrt. Ich kann nicht mehr wenden. Nach zwölf Kilometern, oder dreissig Minuten Fahrt erreiche ich die Ausfahrt. Und wer begrüsst mich dort? Wer wohl??? – Richtig, die Polizei, dein Freund und Helfer. Sogar in doppelter Ausführung. Na denn, denke ich. Ausweis weg, Busse, was wird wohl geschehen? Oh je, oh je. – Weit gefehlt. Die beiden jungen Herren befragen mich. Sie wollen wissen, warum ich mich mit meinem Gefährt auf der Autobahn befinde. Ich erkläre ihnen die Situation und wie schwierig es für mich ist, geeignete Routen zu finden. Daraufhin orientieren mich die beiden sehr freundlich darüber, auf welcher Route ich am besten weiterfahre. Die Polizisten weisen mich auf Strassen hin, welche auf meiner Karte natürlich nicht vorhanden sind. Dann möchten sie gerne noch mein Gefährt fotografieren. Natürlich von Innen und von Aussen – ist ja klar.  Ausserdem schenken sie mir netterweise ein Paar Handschuhe und einen Beinreflektor. Selbstverständlich werde ich letzteren von nun an immer am linken Bein tragen. Damit man mich auch von weitem sieht, werde ich dieses auch stets links aus der Traktorkabine halten. Danke ihr lieben Polizisten, ich werde in Zukunft nie mehr den Begriff Bullen verwenden. Versprochen.

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Mein Cockpit.

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Traktoridylle at its best.

Die zwei Herren fragen mich sogar, ob sie mich beim Sozialpräventionsteam (?) anmelden dürfen. Dann würde man mich in ganz Finnland erkennen und mich dementsprechend auch bevorzugt behandeln. Ja, selbstverständlch dürfen sie das! Ich erwarte die netten Angestellten von der Polizei von nun an in jeder Ortschaft. Na, sauber, ein Traum geht in Erfüllung.

IMG_0003Zwischenzeitlich bin ich in der Nähe von Mikkeli (man sagt Miggeli) in Ostfinnland angekommen. Je weiter nördlich ich mich befinde, desto schwieriger wird es, Internetanschluss zu kriegen. Insgesamt lebe ich aber gesund und munter. Es geht mir gut und der 15er läuft wie eine Nähmaschine. Aber auch er braucht seine Streicheleinheiten. Allabendlich tätschle ich ihm liebevoll auf den Tank.

Viele liebe Grüsse an alle ! Danke für euer Interesse.

Heini und der 15er.


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Litauen, Lettland und Estland

In Litauen und Estland erscheint die Natur fruchtbar, die Topographie eben. Das Land scheint hier im grossen Stil bewirtschaftet zu werden.

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Einer meiner Fans.

Die Felder sind bestellt, aber es ist auch hier weit und breit kein Bauer zu sehen. Die Leute sind sehr zurückhaltend. Niemand winkt oder grüsst. Spricht man aber mit den Menschen sind sie freundlich. Viele alte Höfe verfallen. Die jungen Leute zieht es scheinbar in die Stadt und nach dem Tod der Eltern kümmert sich niemand mehr um die Gebäude. Oft stehen ältere Männer hinter hohen Zäunen und schauen regungslos zu, was so passiert. Zum Glück können sie ihre Köpfe aufstützen, sonst würden sie vor lauter Glotzen noch umfallen.

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Zwei wie Pech und Schwefel.

Wieder einmal erwische ich beinahe die falsche Einfahrt Richtung Autobahn. Im letzten Moment kann ich noch abzweigen. Danach irre ich eine Stunde umher. Schliesslich entscheide ich mich dennoch,  zur Autobahn zurückzukehren und auf dieser weiterzufahren. Alles geht gut. Zum Glück. Auf der Autobahn begegne ich sogar einem Pferdefuhrwerk! – Ratet mal wer schneller war.

Die unzähligen LKWs hinterlassen in den lokalen Strassen enorm tiefe Rillen. Bei Regen füllen sich diese. Sobald sich bei Regen ein LKW aus der Gegenrichtung nähert, bildet sich eine Fontäne über meinem Fahrzeug und ich sehe Sekunden lang nur Wasser.

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Wladimir und seine Bienen.

Mittwoch, 22. Mai: Ich übernachte auf einem LKW-Parkplatz, da sonst keine Alternative vorhanden ist. Ein mulmiges Gefühl kommt auf. Im nächsten Ort lerne ich Wladimir kennen. Er ist Herr über siebzig Bienenvölker und betreibt einen kleinen Campingplatz. Nebenbei unterrichtet er Zeichnen an der örtlichen Schule. Seine Frau ist Ärztin. Recht erstaunt nimmt er zur Kenntnis, dass ich – mit meinem Moskitonetz ausgerüstet – bei ihm in die Lehre gehen möchte. Daraufhin führt er mich in die Welt der Bienen ein. Akribisch führt er Buch über jedes Volk. Von ihm erfahre ich auch, dass im Winter jedes der Bienenvölker eine Kiste samt Bettdecke erhält.

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Da brat‘ mir einer ’nen Storch.

IMG_0014Ich fahre weiter. Die Frau rechts vor dem Haus – ich nenne sie die Apfelfrau – , will mir eine ganze Kiste Äpfel schenken, nur weil ich ihr kurz zuvor mein gesamtes Kleingeld gegeben habe. Auf dieser Strecke fährt ein Maikäfer auf dem Kühler mit (ca. 900m). Dabei sieht er mich stets an, sprechen tut er aber nicht. Leider. Die helvetischen Maikäfer lässt er aber trotzdem grüssen. In Litauen und Lettland ist es übrigens recht schwierig Campingplätze zu finden. Es gibt hier kaum welche. In Lettland bin ich kurz vor dem Verzweifeln. Es ist schon spät. Plötzlich sehe ich eine Tafel: CAMPINGPLATZ. Ich fahre 3,7 Kilometer über eine erbärmliche Strasse Richtung Campingplatz. Dort angekommen muss ich feststellen, dass dieser leider nicht mehr existiert. Beim Zurückfahren treffe ich ein Schweizer Ehepaar, welches darüber in Kenntnis setze. Wir fahren beide weiter. Endlich wieder ein Campingplatz. Leider gibt es hier Mücken ohne. Ausserdem ist alles sehr dreckig. Also weiter. Endlich können wir vor einem sauberen Hotel übernachten. Otti, seine Frau und ich sind echt froh, endlich was Vernünftiges gefunden zu haben. Die darauf folgende Nacht verbringe ich wiederum auf einem LKW-Parkplatz. Auch hier ist es mir nicht ganz geheuer. Estland scheint mir Litauen und Lettland weit voraus zu sein. Die Strassen werden – EU-Gelder sei Dank – besser, die Häuser sind schöner und die Autos alle neueren Datums. Nur die alten, stinkenden LKWs, welche Deutsch beschriftet sind und wohl irgendwann importiert worden sind, sieht man noch vielerorts.

Ein 67 jähriger LKW-Chauffeur erzählt mir, dass er nach Deutschland 25 Stunden unterwegs sei. Dort habe er sechs Abladestellen. Weiter sagt mir der Brummifahrer, dass er noch ca. drei Jahre weiterarbeiten müsse. Warum wohl?

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Die Fähre nach Helsinki.

Samstag, 25. Mai: Ich befinde mich in Tallinn, Estland. Hier findet man riesige Wälder und weite Landschaften. Die Einfamilienhäuser sehen sauber und gepflegt aus. Den Hafen zu finden ist für mich schwierig. Ich habe aber Glück und kann um 16.30 Uhr auf die Fähre. Man platziert mich zuvorderst auf dem Unterdeck. Das kann ja heiter werden. Schliesslich müssen bei der Ankunft in Helsinki alle (!) nachfolgenden Fahrzeuge warten, bis ich die Fähre verlassen habe.

So weit der Stand der Dinge.

Liebe Grüsse an alle. Bis bald!


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Heini und die litauischen Bienen

Dem Internet sei Dank erreicht uns aus den Tiefen Litauens ein Bild von Heini, dass der Blog-Administrator der Öffentlichkeit nicht vorenthalten möchte:

IMG_0016Scheinbar befindet sich unser Müser, Papi und Opi irgendwo bei einem freundlichen, baltischen Imker und seinen Bienen. Genauere Infos folgen. Wir sind gespannt und wünschen weiterhin gute Fahrt! Deine Familie.


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Immer ostwärts – Dresden bis Suwalken

IMG_0026Montag, 13. Mai: Die Aufhängung zum Verdeck ist  schon wieder gebrochen. Ich repariere sie notdürftig und fahre weiter von Dresden nach Boleslawiec. Am Grenzübergang zu Polen stehen elf leichte Mädchen und winken meinem 15er zu. Einige davon bringen auch einige Pfund mehr auf die Waage. Nach der Grenzüberquerung sehe ich um mich herum weite Ebenen mit fruchtbarem Land, so weit das Auge reicht. Die Rapsfelder stehen in voller Blüte. Leider finde ich keinen keinen Campingplatz. Zwar bietet mich ein Arzt, bei ihm zu Hause zu übernachten, ich habe aber persönliche Bedenken und lehne ab. Im Hinterhof eines „Ha Noi“-Lokals verbringe ich die Nacht. Das Lokal und seine Gäste sorgen bis 02.00 Uhr für regen Betrieb. Ein Schaulustiger fotografiert mein Gefährt um diese Urzeit. Toll. Das Blitzlicht ist nicht zu übersehen.

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Dresden an der Elbe.

Dienstag, 14. Mai: Auch heute finde ich keinen Campingplatz. Etwas verzweifelt fahre ich in ein kleines Dorf und versuche Passanten befragend einen zu finden. Zwecklos. Alte Leute haben weisen mich ab und eine sehr alte, gebückt gehende Frau, hat dermassen Angst vor mir, dass sie sich schnell in ihrem Haus verkriecht. Ein junger Mann und sein Vater sind schliesslich meine Rettung. Ich darf in ihrem Innenhof übernachten und werde von ihnen sogar zum Abendessen eingeladen. Nur der Junge spricht Englisch. Am nächsten Morgen ist dieser noch anwesend und lädt mich zum Frühstück ein. Dort berichtet er, dass er heute nicht ins Gymnasium müsse, ja sogar schulfrei erhalten habe, weil ja nur er mit mir sprechen könne und man mich schliesslich auch gebührend – sprich mittels Übergabe einer grossen Wegzehrung – verabschieden müsse.

Mittwoch, 15. Mai: Ich fahre die unglaubliche Tagesdistanz von 210 Kilometern. Mehr als eine Stunde lang suche ich nachts nach einem Campingplatz. Schliesslich werde ich fündig. Doch es ist kein Mensch weit und breit. Ich bin der einzige Gast. Der Platzwart entschuldigt sich später und möchte mir als Wiedergutmachung Geld anbieten.

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Raps wohin das Auge reicht.

Donnerstag, 16. Mai: Ich fahre bis Torun. Eine Strecke von 118 Kilometern. Es ist einfach tolles Wetter. Das Moskito-Fenster kommt erstmals zum Einsatz. In Torun befindet sich ein sehr schöner, aber äusserst lärmiger Campingplatz. Das stört vor allem zur Schlafenszeit gewaltig. Bis hierhin ist die Landschaft weitgehend eben. Die lokalen Felder sind riesengross und allesamt bestellt, die Strassen mörderisch und nicht vergleichbar mit schweizerischen Verhältnissen.

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Wer findet alle Schlaglöcher?

Freitag, 17.Mai: Es geht weiter von Torun bis Ostroda. Die Strassen sind so schlecht, dass ich meinem Unmut freien Lauf lasse: „NEI! NEI! NEI!“, aber es nützt alles Jammern nichts. Da muss ich durch. An einem schönen See in einem Föhren-Wald übernachte ich. Vor zwei Wochen war dieser noch zugefroren. Der Ort stimmt mich hingegen wieder versöhnlich. In der Gegend wird vor allem Raps und Hafer angebaut. Bauern sind nicht zu sehen. Auch Alltagsprobleme begleiten mich: Seit mehr als eineinhalb Wochen möchte ich eine Schere kaufen, um mir meinen Schnauzer stutzen zu können. Das Unterfangen scheint in dieser Gegend unmöglich zu sein. Und plötzlich ein Silberstreif am Horizont: Auf meiner Fahrt mache ich Halt bei einem kleinen Laden. Die Frage nach einer Schere erübrigt sich aber spätestens, nachdem ich die dickliche, ältere Verkäuferin sehe: Sie trägt im Gesicht mehr Haare als ich. Ich muss mir das Lachen verkneifen. Einkaufen tue ich trotzdem: Vier Tomaten, eine Gurke, ein Eis, ein Brot, eine Packung Tee, ein Cervelat (oder wenigstens so was Ähnliches), zwei Trockenwürste und zwei Äpfel. Gesamtpreis: Fr. 6.-

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Waschtag im Hause Wild.

Samstag, 18.Mai: Ich habe Glück. Meine Kugelkopfanhängevorrichtung hat sich gelöst und ich hätte während der Fahrt beinahe die 42mm-Schraube verloren. Larek und Larek – zwei mittelalterliche Saufkumpane –  (Alkoholverbrauch: ca. 5l Korbflaschen-Schnaps in zwei Tagen), können mir zum Glück beim Schraube-Anziehen helfen. Ein Lehrerehepaar aus München schenkt mir eine selbst gemachte Krabbe, ein Herzchen und Glückssteine. Danke, das hat mich sehr gefreut.

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Auch so kann man etwas reparieren.

Sonntag, 19.Mai: Ich fahre bis Augustow. Die Landschaft ist wieder hügeliger und nicht mehr so fruchtbar. Eine Gruppe Männer sitzt am Wegrand  und säuft. Ich möchte ein Foto machen. Einer merkt es, erhebt die Faust und läuft mir nach. Zum Glück ist mein 15er schneller. Schwein gehabt! Auch sonst ist heute ein eher trüber Tag: Im Begriff ein Foto eines Dorfes zu machen, fahre ich auf die Seite und gehe etwas der Strasse entlang zurück. Dabei sehe ich ein Tiger-Büsi und rufe ihr zu: „Geh weg von der Strasse!“. Sekunden später kommt ein Raser und überfährt die Katze. Sie liegt sehr schwer verletzt da. Ich muss sie erlösen – schnell. Sofort hole ich meine Axt aus der einen Kiste und laufe zu ihr hin. Sie zuckt noch mit dem linken Hinterbein, dann ist es vorbei. Zwei Tränen laufen mir über die Wange. Das traurige Erlebnis beschäftigt mich den ganzen Tag lang. Die Zeit vergeht. – Unterdessen bin ich in Litauen angekommen und die Strassen sind hier zum Glück etwas besser. Meinem 15er sage ich täglich, dass er’s gut macht. Allerdings bin ich mir bei aller Euphorie nicht ganz sicher, ob ich mich momentan gerade auf der Autobahn befinde 😉IMG_0019

Bis zum nächsten Mal! Ich Grüsse euch ALLE! Es geht mir gut und ich bin weiterhin motiviert unterwegs. Bis bald!


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Deutschland bis Dresden

Liebe Leute

Nun bin ich eine Woche unterwegs und habe bereits enorm viel erlebt.

Über den Weg via Österreich, Süddeutschland und weiter hinauf Richtung Fichtel- und Erzgebirge möchte ich nicht viel erzählen, nein ich möchte Euch von den vielen Begegnungen mit fremden, aber mir bald wohlvertrauten Menschen, die ich angetroffen habe berichten.

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Mit Überschallgeschwindigkeit auf Deutschlands Strassen

Es beginnt auf der Strecke nach Bregenz, wo mich um 05.30 Uhr zwei ca. 20jährige Punker-Mädchen bedrängen, sie als Autostopperinnen mitzunehmen. Da ich einfach weiterfahre, sehe ich im Rückspiegel den bekannten Finger und andere Gesten. Sei’s drum.

Im Raum Memmingen halte ich kurz auf einem Parkplatz an, um zu kontrollieren, ob alles an meinem Gefährt in Ordnung ist. Ein tschechischer Chauffeur, welcher sonntags nicht fahren darf, kommt zu mir hin und beginnt zu fotografieren. Dann bedankt er sich mit einer Dose Bier aus seiner Heimat und gibt mir viele gute Wünsche mit auf den Weg. An diesem ersten Tag friere ich – v.a. an Beinen und Füssen – als sei es Winter.

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Kletterparadies in Wellheim

Am darauf folgenden Montag komme ich bis nach Wellheim, wo ich auf einem riesengrossen Parkplatz der Gemeinde schlafen kann. Ich habe schon ein wenig Angst – aber pst, nicht weitersagen 🙂 Ein ehemals protestantischer Pfarrer besucht mich dort. Er war einige Jahre Verlagsleiter in Stein am Rhein, danach hat er sich als Busunternehmer selbständig gemacht. Im gleichen Ort sehe ich später einen Kletterfelsen von mindestens sechzig Metern Höhe – ein Wahnisnn!

Dienstag, 7. Mai: An diesem Tag bin ich oberschlau und fahre im Fahrrad-GPS-Modus, leider dementsprechend auch über kleinste Wege dem Limes-Weg entlang. Erstaunlich, dass die Römer hier schon um 90 n. Chr. ihre Zelte aufschlugen. Auf diesen mittelalterlichen Löcherwegen bricht mir dann auch tatsächlich in Erkelshofen die Aufhängung des Verdecks. Übernachten kann ich in der Sippel-Mühle. Insgesamt bin ich an diesem Tag nur 96 Kilometer weit gefahren. Hier erlebe ich zum ersten mal so richtig, wie es sich als Traktorfahrender Wahnsinniger anfühlt. Vor allem wenn einem alle Leute Löcher in den Bauch fragen: Was, warum, wohin, wie lange? … etc. etc. Das öffentliche Interesse scheint enorm. Ich geniesse es. Mein Gefährt ist ein Publikumsmagnet.

Mittwoch 8. Mai: Zum Glück fahre ich bei einer John-Deere Generalvertretung vorbei und der Geschäftsführer ist auch sofort bereit, mir die Aufhängung zu schweissen: Sogar gratis und mit den besten Wünschen. Mein Trinkgeld für die Kaffeekasse wird aber zum Glück gerne angenommen. Der 15er (mein Traktor) war übrigens zutiefst beleidigt, als er neben den grossen John Deere-Maschinen parken musste. Die Räder jener sind schliesslich höher, wie seine Gesamthöhe. Ich habe ihn natürlich sofort getröstet, sanft den Tank gestreichelt und ihm wie jeden Tag versichert, wie zufrieden ich mit ihm sei. In Windischeschenbach auf dem Campingplatz Schweinemühle mache ich Halt. Auch hier wieder nur nette Leute. Ein Bayrischer Steuerbeamter schenkt mir beim Abschied eine seltene Flasche Bier. Danke! Auf einem Parkplatz bei einem Supermarkt will ich losfahren, da kommen zwei Arbeiter vorbei. Der eine steht vor den 15er, schaut sich die Kurbel an und sagt: „Soll ich ankurbeln???“ –  Gerne, sage ich, bereits mit einem Lächeln im Gesicht, weil ich weiss, was nun kommen wird. Er nimmt die Kurbel in die Hand, macht eine halbe Drehung, dann kann er nicht mehr. Er schaut mich an und sagt: „So eine  Sch…..“, und zieht weiter. Ein älterer Herr kommt vorbei und sagt: „Ich kenne sie doch, sie sind in der Camper-Zeitung. Schön meine ich, ich weiss von nichts 🙂

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Gut gespiesen ist halb gefahren

Nun bin ich im Fichtelgebirge. Immer rauf und runter, rauf und runter, mit bis zu 14% Steigung. Im vierten Gang bei 25 kmh, im dritten bei zwölf kmh, im zweiten bei neun kmh. Auf der anderen Seite des Berges hole ich dann wieder auf. Im Leerlauf fahre ich mit sagenhaften 37 kmh durch die Gegend. Nur Fliegen ist schöner.

Donnerstag, 9. Mai (Vatertag): Ich fahre bis zur Talsperre Pirk in Ölsnitz. Ein wanderndes Ehepaar sagt mir zum Glück, dass es hier einen Campingplatz hat. Danke. Viele besoffene Jugendliche gehen in Gruppen zu Fuss mit Veloanhänger und zwei Kisten Bier da rauf und wer nicht mehr kann wird obenauf gelegt. Hier im Vorgtland ist das Leben irgendwie einfacher und fröhlicher. Bei der Ankunft auf dem Platz ist nämlich bereits ein Riesen-Fest im Gange und eine ältere Bierverkäuferin fragt. „Du Schweizer, wann bist du wieder zu Hause?“ „Am 15. September“, sage ich.  „Und wenn deine Frau dich nicht mehr will ???“ – „Die freut sich, wenn ich heimkomme.“ – „Und sonst kommst Du zurück und ziehst bei mir ein“, meint sie.

Wieder stehen viele Leute um mein Fahrzeug. Vier Männer bleiben besonders in Erinnerung: Ein Dachdecker, ein Chauffeur, ein Lagerist, – der Beruf des Vierten ist mir leider entfallen. Plötzlich zieht der Dachdecker einen Fünf-Euro-Schein aus der Tasche und sagt: „Trink unterwegs mal ein Bier.“ Die Bierfrau (Elke) kann später kaum begreifen, dass da einer kommt und eine Cola trinkt und kein Bier. Bei meinem Abschied muss ich der Platzleiterin zudem fest versprechen, zusammen mit meiner Frau wiederzukommen.

Freitag, 10. Mai: Nun bin ich im Erzgebirge. Hier hat es viele Löcher in den Strassen. Immer noch ein Rauf und runter, rauf und runter. Alles im Leerlauf. Ich bin erstaunt, dass ich keine Rückenschmerzen habe. Aber altes Holz ist schliesslich beständig. Ich schlafe nahe einer Fischzucht. Es ist menschenleer.

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Das sympathische Wirtshaus „Kalter Muff“

Samstag, 11. Mai: Der Tag beginnt gut, ich mache ein Foto von der Gegend und der einsamen Waldschenke zum „Kalten Muff“. Die Wirtsleute kommen und fragen mich, ob ich friere (ich muss blau angelaufen sein – nein, nicht vom Alkohol, von der Kälte…). Ich bejahe und schon werde ich zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Danke liebe Wirtsleute.

In der Nähe findet ein Burgfest statt. Die entsprechende Umleitung bedeutet 40 km mehr Fahrt (2 1/2 Stunden in meinem Tempo). Zwei Grossbauern auf dem Feld möchte ich fragen, ob sie eine bessere Strecke kennen. Die beiden grinsen sich gegenseitig an. Keine Antwort. Ich frage erneut. Immer noch dasselbe doofe Lachen. Beinahe ticke ich aus. Ruhig fahre ich weiter.

Themenwechsel. Seit vielen Jahren nicht mehr gesehen: Ein Wiesel springt über die Strasse einer Maus hinterher. Im selben Augenblick überfährt der Gegenverkehr beinahe das Wiesel. „Haste Schwein gehabt!“, rufe ich hinterher. Übrigens: Sobald mich die vielen Pferde entlang den Koppeln hören, eilen sie zum Zaun und beobachten mich. Dann sage ich ihnen jeweils: „S’ist schon gut, ganz ruhig und tschüss. Übrigens: Ich kann nicht einmal singen während der Fahrt: Es ist so laut vom Getriebe- und Motorenlärm, dass ich mich selbst nicht einmal hören kann.

Ich muss tanken. Die alte Frau ist an der Kasse fragt: „Wohin geht’s?“ –  „Zum Nordkap sage ich.“ Sie sperrt den Mund weit auf und kriegt ihn nicht mehr zu. Ich krieg‘ es mit der Angst zu tun. Verdammt mein Erste Hilfe-Kurs ist schon lange her, denke ich. „Muss ich ihnen erste Hilfe anbieten??? „Nein“, sagt sie, „Verarschen kann ich mich selbst.“ Das wars. Ich ziehe weiter.

Sonntag: Ich fahre nicht, mache Service am Fahrzeug und ein ehemaliger Elektrikermeister – mein Platznachbar – hilft mir meinen Scheibenwischer zu reparieren. Danke.

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Say „Cheese“

Am Samstagabend stehen siebzehn Schaulustige um mein Gefährt. Als Beweis das Foto nebenan.

Die nördlich gelegenen Platznachbarn – ein Student mit seinen Eltern und eine befreundete Familie laden mich zum Nachtessen ein. Puh, bin ich froh, um 19.30 Uhr nicht noch kochen zu müssen. Ich hätte sonst was Kaltes gegessen.

Wenigstens kann ich hier ins Internet. Der Student hilft mir beim Einrichten. Leider läuft Outlook nicht wie gewohnt.

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Mein treuer Begleiter

So, das war’s fürs Erste. Jetzt geht es Richtung Polen. Internet-Anschluss wird dort Glücksache sein. Nächstes Mal gibt’s etwas mehr Text zur Gegend und zur Geographie.

Für das Logbuch: Ich bin jetzt 920 Kilometer von zu Hause entfernt. Tanken muss ich jeden zweiten Tag ca. 20 Liter. Ich fahre mit 1,1 atü Druck in den Reifen, weil ich sonst bei den schlechten Strassen auch noch meine letzten Haare verlieren würde 🙂

Weiter geht’s. Liebe Grüsse an alle!

Und Tschüss !


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Ich bin dann mal weg

Sonntag, den 5.5.2013 um 05.00 Uhr Ortszeit fahre ich los.

Und so wohne ich:

Küche mit Edelstahlspühle.

 

Stromversorgung 220 V und Solar

Stromversorgung 220V und Solaranlage.

Küchenschrank

Küchenschrank

Heizung

Heizung

Solaranlage für: GPS / Handy/Ipod

Solaranlage für GPS, Handy und iPod.

Polstergruppe

Polstergruppe

Musik

Musikanlage

Westseite mit Aussentisch /Stuhl und Sonnenbeheiztem Wasser/Reservediesel Materialkiste Südseite mit Geranien

Westseite mit Aussentisch, Stuhl und sonnenbeheiztem Wassersack. Ausserdem Reservediesel und Materialkiste. Südseite mit Geranien.