Heinis Traktorabenteuer

Bis zum Nordkap und zurück


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Finnland – Norwegen – Nordkap

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Mehr als 4’000 Kilometer: Die Reifen verabschieden sich langsam.

Mittwoch, 29.5: Ich fahre von Pieksämäki bis nach Iisalmi. Insgesamt 180 Kilometer – eine unglaublich lange Tagesstrecke mit dem Traktor. Nun sind vom Rütteln alle vier Melamin-Tassen hin. Kaffee wird ab sofort aus Turnschuhen getrunken 🙂 Diese Nacht verbringe ich auf dem Vorplatz einer Anti-Alkhoholikerkirche. Ich versuche, die vorderen Pneus zu drehen, bin dafür aber zu schwach, oder die Pneus zu hart. Sie werden zum echten Problem.

Donnerstag, 30.5: In Iisalmi finde ich eine Pneufirma, welche mir  gegen ein Trinkgeld – also kostenlos – hilft. Die Angestellten schenken mir eine Landkarte mit allen ihren Firmen-Stützpunkten. Ich werde dieses Geschenk später zu schätzen wissen. Die Fahrt geht weiter. Die Strecke ist hügelig, ringsum mich Wald, Wald, Wald. Ein Finne fragt nach den Planskizzen für den Schäferwagen. Ich möchte ihm die Exklusivlizenz für Skandinavien verkaufen, darauf hin verschwindet er. Ein Velorennfahrer fährt lange dieselbe Strecke wie ich. Mal vor, mal hinter mir. Plötzlich dreht er um und verschwindet. Ich bin wohl zu schnell.

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Das entspannte Leben eines Traktorreisenden.

Freitag, 31.5: Mein Tagesablauf: Um 7.00 Uhr stehe ich auf. Es gibt Frühstück. Dann folgt die Intimpflege – schönes Wort. Schliesslich mache ich das Bett und wasche ab. Bevor ich losfahre der allmorgendliche Technical Check, Läden zu, Stützen rauf. Abfahrt! Meistens fahre ich bis 13.30 Uhr, lediglich mit einer kleinen Znüniunterbrechung, durch. Dann picknicke ich, bevor ich mich aufmache, den nächsten Campingplatz zu finden. Beim heutigen Picknick treffe ich zwei Fischer – Hannu und Heiku. Sie setzen sich wortlos zu mir und essen ebenfalls eine Kleinigkeit. Scheinbar warten sie am Rastplatz schon stundenlang auf eine Verwandte. Die Fahrt geht weiter. Nach einigen Kilometern sehe ich plötzlich hunderte von Menschen. Mitten im Nirgendwo treffe ich auf ein Kunstwerk namens „Stilles Volk“. Eindrücklich.

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Fast schon gespenstisch: Das „Stille Volk“ Finnlands.

image003Dort treffe ich erneut auf die beiden Fischer und die Schwägerin des einen. Ich fahre weiter auf der bekannten Via Karelia und befinde mich keine fünf Kilometer von der russischen Grenze entfernt. An einer Tankstelle schenkt man mir Brötchen und wünscht mir eine gute Reise. Anscheinend sehe ich hilfsbedürftig und abgemagert aus. Das erste Rentier kreuzt meinen Weg. Aufgrund des enormen Tempos meines Gefährts ist es mir nicht möglich, während der Fahrt einen Schnappschuss zu machen.

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Traumwetter. Aber nicht mehr lange.

Samstag, 1.6: Die Bäume werden immer kleiner, es ist heiss. Schönstes Sommerwetter zeigt sich mir. Von St. Margrethen bis Ostfinnland haben durchwegs vor allem Föhren geblüht. Nun habe ich anscheinend endgültig den Frühling überholt.

Sonntag, 2.6: Es ist immer noch heiss. Am Abend zieht ein Gewitter auf. Dann plötzlich: Ein Keilriemenriss! Mist. Ich muss das Wasser ablassen, um einen neuen Keilriemen montieren zu können. Plötzlich steht ein Finne neben mir. Er hat Wasser dabei und möchte mir helfen. Weniger angenehm ist hingegen die Bekanntschaft mit den finnischen Mücken.

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Eine meiner zahlreichen Reisebekanntschaften.

Dienstag, 4.6.: Ich erreiche die norwegische Grenze. Das Wetter hat umgeschlagen. Es regnet und ist schweinekalt. Wir sprechen hier von fünf Grad Celsius. Noch nie in meinem Leben habe ich so gefroren. Nachmittags halte ich an, setze den Gasofen in Betrieb und mache mir erstmal einen Tee um mich anschliessend eine Stunde lang im Schäferwagen aufzuwärmen. Ich bin nahe am aufgeben. Ja, ihr lest richtig – aufgeben. Ich beschliesse, noch einmal eine Nacht darüber zu schlafen und mich dann endgültig zu entscheiden. Zu allem Unglück weist mich am selben Abend ein Campingplatzbesitzer ab. Ich kriege keinen Zutritt zu seinem Platz. Grund: Er möchte keinen Traktor auf seinem Gelände. So ein A…. aber auch.

Mittwoch, 5.6: Ich habe lange geschlafen. Wer möchte hier aufgeben??? Den kenne ich nicht, den Aufgeber. Meine Entscheidung ist gefallen. Ein junges Ehepaar aus dem Kanton Bern sagt mir, es seien nur noch 180 Kilometer bis zum Nordkap. Da wird mir klar, ich kann nicht aufgeben. Es geht weiter. In Norwegen wird das Land steiniger. Mir Helvetier kommt das bekannt vor. Ich mag diese Landschaft.

Donnerstag, 6.6: Die Umgebung ist gebirgig und steinig. Man sieht plötzlich keine Büsche und Bäume mehr.

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Hurra! Nach 4’582 Kilometern Fahrt erreiche ich am Freitag den 7.6, um 14 Uhr das Nordkap.

Umgehend rufe ich Kathrin – meine Frau – an. Eine Träne kullert mir über die Wange. Ich habe es geschafft. Hier stehe ich am Ziel meiner Reise und auf dem wohl teuersten Parkplatz der Welt und überall um mich herum Touristen. Ich kriege freien Eintritt – ja man bezahlt am Nodkap tatsächlich Eintritt – und man sagt mir, das Gefährt und ich hätten auf Lebenszeit nichts zu bezahlen. Danke sehr! Deutsche machen Fotos von mir und ich auch von ihnen. Ich schaue mir das Meer und die Felsen an und möchte schliesslich wieder weiterfahren. Zuvor verneige ich mich aber noch kurz vor dem 15er und küsse ihn auf die Motorhaube. Wie ich von einer anschliessenden, kurzen Sightseeing-Tour zum Traktor zurückkomme, sitzt ein Österreicher frech auf der Motorhaube und lässt sich fotografieren. Aber oha! Nicht mit mir. Ich springe auf den Sitz und fahre sofort los. Er muss froh sein, dass er heil runterkommt, der Depp. – Zu Beginn der Rückreise begegnet mir immer wieder eine ältere Französin auf ihrem Fahrrad. Manchmal fährt sie sogar schneller als ich. Unglaublich. Vor dem Nordkap befinden sich übrigens mehrere Tunnels. Eines ist 6,7 Kilometer lang, dunkel, kalt und nass. Man überwindet diverse Steigungen und Gefälle bis neun Prozent. Vor diesem Tunnel sitzt besagte Französin auf dem Boden neben ihrem Fahrrad und weint. Da sie die Durchfahrt ja von der Hinfahrt kennt, weiss sie, was sie erwartet. Ich halte an und sie sagt mir,  sie könne da nicht mehr durch, ihre Angst sei zu gross. Ich messe die Länge ihres Fahrrads und sage ihr, sie müsse alle Fahrradtaschen entfernen. Dann begibt sie sich samt Radl in den Schäferwagen. Nach dem Tunnel halte ich an und möchte sie aussteigen lassen. Sie aber meint, sie hätte sehr gut geschlafen und würde gerne noch ein wenig länger diese Gelegenheit in Anspruch nehmen.

Beim Runterfahren vom Kap überholen mich zwei Reisecars aus den Niederlanden. Kurz darauf stehen beide auf einem grossen Parkplatz und alle Reisenden steigen aus. Ein dicker, alter Tourist steht mitten auf der Strasse, hält die Hände in die Höh‘ und will mich stoppen. Warum wohl?? Ich soll wohl warten bis alle ausgestiegen sind, damit man mich fotografieren kann. Ich mag nicht und fahre mit Volldampf auf ihn zu. Er hat Glück, nicht von mir überfahren worden zu sein. Mann, wäre das eine Schlagzeile geworden. Schweizer überfährt niedeländischen Touristen am Nordkap – oder so ähnlich. Später überholen sie mich wieder und hupen.

Samstag, 8.6.: Ich verpasse dummerweise einen Campingplatz. Die nächsten 180 Kilometer ist weit und breit keiner zu sehen. Ich fahre weiter und schlafe irgendwo in der Pampa. Der Zustand der Pneus wird immer problematischer. Ich muss froh sein, wenn ich die nächst grösseren Ortschaft erreiche. Ich drehe sogar die Räder von innen nach aussen, um die Pneus einmal an einer anderen Stelle zu belasten. Zum Glück habe ich noch das Geschenk – die Landkarte, auf welchen sämtliche Servicestellen der Bereifungsfirma eingetragen sind. Sofort rufe ich bei der nächst gelegenen an. Dort erhalte ich die Auskunft, dass man derart spezielle Reifen erst nach Besichtigung bestellen würde.

Sonntag, 9.6: Ich erreiche Muonio, nahe der finnisch-schwedischen Grenze. Hier mache ich Halt bis Mittwoch. Dann sollten nachmittags um 14 Uhr die bestellten Reifen per Postauto eintreffen. Nach dem Reifenwechsel geht’s weiter nach Schweden. Zum Schluss nochmals zum Wetter: Dieses war auch schon besser. Es ist nach wie vor sehr kalt und feucht. Nichtsdestotrotz geht die Reise bald weiter. Mit neuen Reifen und Rückenwind zurück in die Schweiz. Bis bald.

Liebe Grüsse an alle !!!

Heini und der 15er


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Finnland

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Das Wetter spielt mit.

Samstag, 25. Mai: Nun bin ich also in Finnland angekommen. Und wie. Um 19 Uhr abends befinde ich mich mitten in einer Stadt und mein Navigationssystem beginnt rumzuspinnen. Ich fahre eine Stunde planlos durch die Gegend, ohne den Ausgang, sprich die Strasse Richtung Osten zu finden. Die meisten Ausfallstrassen gehen dummerweise in kürzere Stücke Autobahn über. Um 21.30 Uhr finde ich dann endlich einen schönen, grossen Campingplatz. Hurra! Dort hören Otti und seine Frau meinen Sound an der Rezeption und schon werde ich von einer Schweizer Reisegruppe umstellt. Leider sind mir die Eintrittskarten ausgegangen 🙂 Eins wird mir dabei bewusst: Prominent sein möchte ich echt nicht. Um keinen Preis.

Sonntag, 26. Mai: Ich versuche mich erfolgreich an einer Miele Waschmaschine.

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Handschuhe statt Handfesseln.

IMG_0002Montag, 27. Mai: Ich fahre ich gen Osten und da passiert es: Ich befinde mich plötzlich auf einer Autobahn. Die Tafel, welche mich darüber freundlicherweise informiert befindet sich erst am Ende der Einfahrt. Ich kann nicht mehr wenden. Nach zwölf Kilometern, oder dreissig Minuten Fahrt erreiche ich die Ausfahrt. Und wer begrüsst mich dort? Wer wohl??? – Richtig, die Polizei, dein Freund und Helfer. Sogar in doppelter Ausführung. Na denn, denke ich. Ausweis weg, Busse, was wird wohl geschehen? Oh je, oh je. – Weit gefehlt. Die beiden jungen Herren befragen mich. Sie wollen wissen, warum ich mich mit meinem Gefährt auf der Autobahn befinde. Ich erkläre ihnen die Situation und wie schwierig es für mich ist, geeignete Routen zu finden. Daraufhin orientieren mich die beiden sehr freundlich darüber, auf welcher Route ich am besten weiterfahre. Die Polizisten weisen mich auf Strassen hin, welche auf meiner Karte natürlich nicht vorhanden sind. Dann möchten sie gerne noch mein Gefährt fotografieren. Natürlich von Innen und von Aussen – ist ja klar.  Ausserdem schenken sie mir netterweise ein Paar Handschuhe und einen Beinreflektor. Selbstverständlich werde ich letzteren von nun an immer am linken Bein tragen. Damit man mich auch von weitem sieht, werde ich dieses auch stets links aus der Traktorkabine halten. Danke ihr lieben Polizisten, ich werde in Zukunft nie mehr den Begriff Bullen verwenden. Versprochen.

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Mein Cockpit.

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Traktoridylle at its best.

Die zwei Herren fragen mich sogar, ob sie mich beim Sozialpräventionsteam (?) anmelden dürfen. Dann würde man mich in ganz Finnland erkennen und mich dementsprechend auch bevorzugt behandeln. Ja, selbstverständlch dürfen sie das! Ich erwarte die netten Angestellten von der Polizei von nun an in jeder Ortschaft. Na, sauber, ein Traum geht in Erfüllung.

IMG_0003Zwischenzeitlich bin ich in der Nähe von Mikkeli (man sagt Miggeli) in Ostfinnland angekommen. Je weiter nördlich ich mich befinde, desto schwieriger wird es, Internetanschluss zu kriegen. Insgesamt lebe ich aber gesund und munter. Es geht mir gut und der 15er läuft wie eine Nähmaschine. Aber auch er braucht seine Streicheleinheiten. Allabendlich tätschle ich ihm liebevoll auf den Tank.

Viele liebe Grüsse an alle ! Danke für euer Interesse.

Heini und der 15er.


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Heini und die litauischen Bienen

Dem Internet sei Dank erreicht uns aus den Tiefen Litauens ein Bild von Heini, dass der Blog-Administrator der Öffentlichkeit nicht vorenthalten möchte:

IMG_0016Scheinbar befindet sich unser Müser, Papi und Opi irgendwo bei einem freundlichen, baltischen Imker und seinen Bienen. Genauere Infos folgen. Wir sind gespannt und wünschen weiterhin gute Fahrt! Deine Familie.


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Deutschland bis Dresden

Liebe Leute

Nun bin ich eine Woche unterwegs und habe bereits enorm viel erlebt.

Über den Weg via Österreich, Süddeutschland und weiter hinauf Richtung Fichtel- und Erzgebirge möchte ich nicht viel erzählen, nein ich möchte Euch von den vielen Begegnungen mit fremden, aber mir bald wohlvertrauten Menschen, die ich angetroffen habe berichten.

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Mit Überschallgeschwindigkeit auf Deutschlands Strassen

Es beginnt auf der Strecke nach Bregenz, wo mich um 05.30 Uhr zwei ca. 20jährige Punker-Mädchen bedrängen, sie als Autostopperinnen mitzunehmen. Da ich einfach weiterfahre, sehe ich im Rückspiegel den bekannten Finger und andere Gesten. Sei’s drum.

Im Raum Memmingen halte ich kurz auf einem Parkplatz an, um zu kontrollieren, ob alles an meinem Gefährt in Ordnung ist. Ein tschechischer Chauffeur, welcher sonntags nicht fahren darf, kommt zu mir hin und beginnt zu fotografieren. Dann bedankt er sich mit einer Dose Bier aus seiner Heimat und gibt mir viele gute Wünsche mit auf den Weg. An diesem ersten Tag friere ich – v.a. an Beinen und Füssen – als sei es Winter.

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Kletterparadies in Wellheim

Am darauf folgenden Montag komme ich bis nach Wellheim, wo ich auf einem riesengrossen Parkplatz der Gemeinde schlafen kann. Ich habe schon ein wenig Angst – aber pst, nicht weitersagen 🙂 Ein ehemals protestantischer Pfarrer besucht mich dort. Er war einige Jahre Verlagsleiter in Stein am Rhein, danach hat er sich als Busunternehmer selbständig gemacht. Im gleichen Ort sehe ich später einen Kletterfelsen von mindestens sechzig Metern Höhe – ein Wahnisnn!

Dienstag, 7. Mai: An diesem Tag bin ich oberschlau und fahre im Fahrrad-GPS-Modus, leider dementsprechend auch über kleinste Wege dem Limes-Weg entlang. Erstaunlich, dass die Römer hier schon um 90 n. Chr. ihre Zelte aufschlugen. Auf diesen mittelalterlichen Löcherwegen bricht mir dann auch tatsächlich in Erkelshofen die Aufhängung des Verdecks. Übernachten kann ich in der Sippel-Mühle. Insgesamt bin ich an diesem Tag nur 96 Kilometer weit gefahren. Hier erlebe ich zum ersten mal so richtig, wie es sich als Traktorfahrender Wahnsinniger anfühlt. Vor allem wenn einem alle Leute Löcher in den Bauch fragen: Was, warum, wohin, wie lange? … etc. etc. Das öffentliche Interesse scheint enorm. Ich geniesse es. Mein Gefährt ist ein Publikumsmagnet.

Mittwoch 8. Mai: Zum Glück fahre ich bei einer John-Deere Generalvertretung vorbei und der Geschäftsführer ist auch sofort bereit, mir die Aufhängung zu schweissen: Sogar gratis und mit den besten Wünschen. Mein Trinkgeld für die Kaffeekasse wird aber zum Glück gerne angenommen. Der 15er (mein Traktor) war übrigens zutiefst beleidigt, als er neben den grossen John Deere-Maschinen parken musste. Die Räder jener sind schliesslich höher, wie seine Gesamthöhe. Ich habe ihn natürlich sofort getröstet, sanft den Tank gestreichelt und ihm wie jeden Tag versichert, wie zufrieden ich mit ihm sei. In Windischeschenbach auf dem Campingplatz Schweinemühle mache ich Halt. Auch hier wieder nur nette Leute. Ein Bayrischer Steuerbeamter schenkt mir beim Abschied eine seltene Flasche Bier. Danke! Auf einem Parkplatz bei einem Supermarkt will ich losfahren, da kommen zwei Arbeiter vorbei. Der eine steht vor den 15er, schaut sich die Kurbel an und sagt: „Soll ich ankurbeln???“ –  Gerne, sage ich, bereits mit einem Lächeln im Gesicht, weil ich weiss, was nun kommen wird. Er nimmt die Kurbel in die Hand, macht eine halbe Drehung, dann kann er nicht mehr. Er schaut mich an und sagt: „So eine  Sch…..“, und zieht weiter. Ein älterer Herr kommt vorbei und sagt: „Ich kenne sie doch, sie sind in der Camper-Zeitung. Schön meine ich, ich weiss von nichts 🙂

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Gut gespiesen ist halb gefahren

Nun bin ich im Fichtelgebirge. Immer rauf und runter, rauf und runter, mit bis zu 14% Steigung. Im vierten Gang bei 25 kmh, im dritten bei zwölf kmh, im zweiten bei neun kmh. Auf der anderen Seite des Berges hole ich dann wieder auf. Im Leerlauf fahre ich mit sagenhaften 37 kmh durch die Gegend. Nur Fliegen ist schöner.

Donnerstag, 9. Mai (Vatertag): Ich fahre bis zur Talsperre Pirk in Ölsnitz. Ein wanderndes Ehepaar sagt mir zum Glück, dass es hier einen Campingplatz hat. Danke. Viele besoffene Jugendliche gehen in Gruppen zu Fuss mit Veloanhänger und zwei Kisten Bier da rauf und wer nicht mehr kann wird obenauf gelegt. Hier im Vorgtland ist das Leben irgendwie einfacher und fröhlicher. Bei der Ankunft auf dem Platz ist nämlich bereits ein Riesen-Fest im Gange und eine ältere Bierverkäuferin fragt. „Du Schweizer, wann bist du wieder zu Hause?“ „Am 15. September“, sage ich.  „Und wenn deine Frau dich nicht mehr will ???“ – „Die freut sich, wenn ich heimkomme.“ – „Und sonst kommst Du zurück und ziehst bei mir ein“, meint sie.

Wieder stehen viele Leute um mein Fahrzeug. Vier Männer bleiben besonders in Erinnerung: Ein Dachdecker, ein Chauffeur, ein Lagerist, – der Beruf des Vierten ist mir leider entfallen. Plötzlich zieht der Dachdecker einen Fünf-Euro-Schein aus der Tasche und sagt: „Trink unterwegs mal ein Bier.“ Die Bierfrau (Elke) kann später kaum begreifen, dass da einer kommt und eine Cola trinkt und kein Bier. Bei meinem Abschied muss ich der Platzleiterin zudem fest versprechen, zusammen mit meiner Frau wiederzukommen.

Freitag, 10. Mai: Nun bin ich im Erzgebirge. Hier hat es viele Löcher in den Strassen. Immer noch ein Rauf und runter, rauf und runter. Alles im Leerlauf. Ich bin erstaunt, dass ich keine Rückenschmerzen habe. Aber altes Holz ist schliesslich beständig. Ich schlafe nahe einer Fischzucht. Es ist menschenleer.

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Das sympathische Wirtshaus „Kalter Muff“

Samstag, 11. Mai: Der Tag beginnt gut, ich mache ein Foto von der Gegend und der einsamen Waldschenke zum „Kalten Muff“. Die Wirtsleute kommen und fragen mich, ob ich friere (ich muss blau angelaufen sein – nein, nicht vom Alkohol, von der Kälte…). Ich bejahe und schon werde ich zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Danke liebe Wirtsleute.

In der Nähe findet ein Burgfest statt. Die entsprechende Umleitung bedeutet 40 km mehr Fahrt (2 1/2 Stunden in meinem Tempo). Zwei Grossbauern auf dem Feld möchte ich fragen, ob sie eine bessere Strecke kennen. Die beiden grinsen sich gegenseitig an. Keine Antwort. Ich frage erneut. Immer noch dasselbe doofe Lachen. Beinahe ticke ich aus. Ruhig fahre ich weiter.

Themenwechsel. Seit vielen Jahren nicht mehr gesehen: Ein Wiesel springt über die Strasse einer Maus hinterher. Im selben Augenblick überfährt der Gegenverkehr beinahe das Wiesel. „Haste Schwein gehabt!“, rufe ich hinterher. Übrigens: Sobald mich die vielen Pferde entlang den Koppeln hören, eilen sie zum Zaun und beobachten mich. Dann sage ich ihnen jeweils: „S’ist schon gut, ganz ruhig und tschüss. Übrigens: Ich kann nicht einmal singen während der Fahrt: Es ist so laut vom Getriebe- und Motorenlärm, dass ich mich selbst nicht einmal hören kann.

Ich muss tanken. Die alte Frau ist an der Kasse fragt: „Wohin geht’s?“ –  „Zum Nordkap sage ich.“ Sie sperrt den Mund weit auf und kriegt ihn nicht mehr zu. Ich krieg‘ es mit der Angst zu tun. Verdammt mein Erste Hilfe-Kurs ist schon lange her, denke ich. „Muss ich ihnen erste Hilfe anbieten??? „Nein“, sagt sie, „Verarschen kann ich mich selbst.“ Das wars. Ich ziehe weiter.

Sonntag: Ich fahre nicht, mache Service am Fahrzeug und ein ehemaliger Elektrikermeister – mein Platznachbar – hilft mir meinen Scheibenwischer zu reparieren. Danke.

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Say „Cheese“

Am Samstagabend stehen siebzehn Schaulustige um mein Gefährt. Als Beweis das Foto nebenan.

Die nördlich gelegenen Platznachbarn – ein Student mit seinen Eltern und eine befreundete Familie laden mich zum Nachtessen ein. Puh, bin ich froh, um 19.30 Uhr nicht noch kochen zu müssen. Ich hätte sonst was Kaltes gegessen.

Wenigstens kann ich hier ins Internet. Der Student hilft mir beim Einrichten. Leider läuft Outlook nicht wie gewohnt.

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Mein treuer Begleiter

So, das war’s fürs Erste. Jetzt geht es Richtung Polen. Internet-Anschluss wird dort Glücksache sein. Nächstes Mal gibt’s etwas mehr Text zur Gegend und zur Geographie.

Für das Logbuch: Ich bin jetzt 920 Kilometer von zu Hause entfernt. Tanken muss ich jeden zweiten Tag ca. 20 Liter. Ich fahre mit 1,1 atü Druck in den Reifen, weil ich sonst bei den schlechten Strassen auch noch meine letzten Haare verlieren würde 🙂

Weiter geht’s. Liebe Grüsse an alle!

Und Tschüss !