Heinis Traktorabenteuer

Bis zum Nordkap und zurück


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Rückreise: Deutschland

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Eine weitere tolle Übernachtungsgelegenheit. Bei den Boltens hinten im Hof.

Samstag, 29.6: Ich überquere die deutsche Grenze und fahre die viel zu grosse Tagesdistanz von 160 Kilometern von Krusa nach Wilster. Spät abends ist es mir wieder einmal nicht möglich, mich bei einem Campingplatz anzumelden. Ich bin bereits im Begriff, mich auf einem heruntergekommenen, dreckigen Parkplatz. häuslich einzurichten, da kommt Hilfe. Der Retter in Not heisst Uwe Bolten. Er erklärt mir freundlich, dass ich auf seinem Hof übernachten dürfe. Mann, bin ich erleichtert. Auf dem Hof der Boltens – Boltens, nicht Waltons – entdecke ich drei stromerzeugende Windräder. Darauf angesprochen, erfahre ich von Uwe, dass der von ihnen ins lokale Netz eingespiesene Strom eine kleine Nebeneinkunft der Familie ist. – Am nächsten Tag melde ich mich bei der örtlichen Polizei. Ich möchte endlich von offizieller Seite erfahren, auf welchen Strassen ich fahren darf, und auf welchen nicht. Wie sich später herausstellen wird, ist die hier von den Behörden erhaltene Auskunft leider nicht vollständig korrekt.

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Die Fähre über die Elbe.

Sonntag, 30.6: Um Hamburg zu umgehen, fahre ich mit der Fähre bei Glückstadt über die Elbe. Schliesslich geht es weiter nach Holm-Seppensen. Eine Strecke von immerhin 120 Kilometern. Hier treffe ich auf Rolf, einen Traktorwanderer, den aus dem Internet kenne. Gleichzeitig ist auch Uwe – ebenfalls Traktorbesitzer – anwesend. Uwe wohnt das ganze Jahr auf demselben Campingplatz und arbeitet bei Mercedes. Jedes Wochenende fährt er zu seiner Familie und wieder zurück zum Arbeitsort. Dafür legt er wöchentlich 920 Kilometern zurück! Lieber Uwe, vielen Dank für die Einladung zum Frühstück! Themenwechsel: Der Fahrtwind läst meine Haare schneller wachsen. Könnte man meinen. Ich muss nämlich dringend zu einem Friseur. Da hier vor Ort aber beide Salons voll ausgelastet sind, muss ich bis Dienstag warten.

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Drei spontane Gäste.

Dienstag, 2.7: Ich fahre 55 Kilometer bis Soltau. Hier im Dorf halte ich vor einem Coiffeur-Salon an. Zwei circa siebenjährige Knaben stehen staunend vor meinem Fahrzeug. Ich schlage ihnen vor, dass sie es während meinem Besuch beim Friseur bewachen. Den älteren befördere ich zum Chef, den kleineren zum Gehilfen. Ich verspreche ihnen gute Bezahlung. Wie ich vom Haareschneiden zurückkomme stehen beide stramm vor Traktor und Hänger. Der grössere erhält einen Euro, der kleinere 80 Cent. Zudem einen Schokoladenriegel. Die beiden strahlen, als wäre ich der Weihnachtsmann. – Auf dem nächsten Campingplatz beweist ein älteres Pärchen – Cousin und Cousine namens Köhler, dass man auch mit einfachsten Mitteln Reisen kann. Hut ab vor deren Impovisationsgabe. Ich wünsche ihnen noch viele schöne Reisen und das sie ihr Ziel – Italien – nächstes Jahr erreichen mögen.

Mittwoch, 3.7: Nun bin ich in der Lüneburger Heide. Eine schöne Gegend, die in Touristen zu ertrinken droht. Ich halte Ausschau nach Schafherden. Leider sehe ich keine. Aber auch Schafe brauchen mal einen freien Tag. Auf meinem Weg mache ich Halt bei einem Soldatenfriedhof. Hier liegen 111 Männer begraben, welche Ende des letzten Weltkriegs – 1945 – gefallen sind. Wenn man denn von Männern sprechen kann. Neunzig Prozent der gefallenen Soldaten waren nämlich erst um die 17 bis 18 Jahre alt. Ich bin sprachlos.

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Links: Fährmann. Rechts: Erdbeerbauer.

Freitag, 5.7: Ich fahre entlang der Weser von Höxter bis Witzenhausen. Nach einer gewissen Zeit, mache ich am Flussufer Halt. Ich stehe vor einer kleinen Fähre. deren Dienste ich auch in Anspruch nehme. Ich gehe an Bord. Vor mir steht ein VW-Transporter voller Erdbeerkörbchen. Der Fährmann meint zum Bauern: „Gib doch dem Schweizer auch ein Körbchen!“ Und tatsächlich: Der Bauer kommt zu mir, und ich erhalte spontan – achtung, jetzt kommt’s – drei Stück. Erdbeeren, nicht Körbchen. Etwas später lädt mich eine Bier trinkende Männerrunde zu einem Glas ein. Ich nehme die Einladung an. Obwohl Bier wahrlich nicht mein Lieblingsgetränk ist. Ich fahre weiter und stelle fest, dass ich den einen oder anderen Schluck bereits spüre. Ich bin etwas beschwipst. Auf meinem weiteren Weg macht mir eine lange Umfahrung echt zu schaffen. Schliesslich frage ich einen Bauern, was ich machen soll. Er sagt: „Fahre mir nach. Wir Bauern müssen doch zusammenhalten!“ Seine Abkürzung ist spitzenmässig.

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Eine der gemütlicheren Fährfahrten. Erdbeeren inklusive.

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Im Beichtstuhl kann man essen. Niederknien und Sünden ablegen muss man hier aber nicht.

Etwas später an einer Tankstelle, lachen alle Anwesenden, als ich zahlen möchte. Ich frage, was denn für allgemeine Erheiterung sorgt. Die Kassiererin meint, sie hätten über mich gesprochen. Ich sei doch der Traktorist, welcher auf Weltreise sei. Ich bekomme einen Riegel. Als ich den Laden verlasse ruft sie mir noch nach: „Wie war es denn so in Russland!?“. „Sehr kalt“, sage ich und verschwinde.

Samstag, 6.7: Auf dem Campingplatz in Wehrda ist kaum Platz frei. Ich frage höflich, ob ich mich irgendwo dazwischen stellen dürfe. Ein alter Mann, mindestens zwei Meter zehn gross, baut sich vor mir auf, nimmt eine Angst einflössende Pose ein und sagt: „Nein, kein Platz!“. Ich frage Goliath, ob es schon einmal mit einem Schweizer Kranzschwinger zu tun gehabt hätte. Scheinbar nicht. Egal. Ich ziehe weiter und parke mein Gefährt in der Nähe bei sehr netten Norwegern.

Sonntag, 7.7: Die Reise führt mich von Wehrda nach Karlstadt. In Fulda befinde ich mich plötzlich wieder einmal auf einer Schnellstrasse. Dies, weil die Polizei im Norden mich falsch orientiert hatte. Ihr erinnert euch. – Ein DENUNZIANT ruft wegen mir die Polizei. Daraufhin rückt diese per Streifenwagen aus und stoppt mich. Unterdessen bin ich aber schon nicht mehr in der Gefahrenzone, sprich auf der Schnellstrasse. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön und ein dreifaches HipHipHurra an die nette Person, welche mich verpfiffen hat. Ich hoffe, sie lesen ebenfalls diesen Blog. Durch ihre Aktion habe ich nämlich zwei sehr nette Polizisten kennengelernt, die für meine Probleme Verständnis zeigten. Ganz im Gegensatz zu ihnen. Danke. – Zur Landschaft: Hier ist die Gegend nun sehr hügelig. Ich komme entsprechend nur sehr langsam vorwärts. (Noch langsamer? Anm. der Redaktion)

Meine Lieben, ich wittere Heimatluft. Bereits in wenigen Tagen wird mich der normale Alltag eingeholt haben. Der 15er läuft wie eine Nähmaschine und mir geht es recht ordentlich. Hoffentlich geht es auh all meinen Lesern gut. Schliesslich haben wir endlich wieder Sommerwetter!

Liebe Grüsse an alle !!!

Heini und der 15er