Heinis Traktorabenteuer

Bis zum Nordkap und zurück


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Litauen, Lettland und Estland

In Litauen und Estland erscheint die Natur fruchtbar, die Topographie eben. Das Land scheint hier im grossen Stil bewirtschaftet zu werden.

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Einer meiner Fans.

Die Felder sind bestellt, aber es ist auch hier weit und breit kein Bauer zu sehen. Die Leute sind sehr zurückhaltend. Niemand winkt oder grüsst. Spricht man aber mit den Menschen sind sie freundlich. Viele alte Höfe verfallen. Die jungen Leute zieht es scheinbar in die Stadt und nach dem Tod der Eltern kümmert sich niemand mehr um die Gebäude. Oft stehen ältere Männer hinter hohen Zäunen und schauen regungslos zu, was so passiert. Zum Glück können sie ihre Köpfe aufstützen, sonst würden sie vor lauter Glotzen noch umfallen.

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Zwei wie Pech und Schwefel.

Wieder einmal erwische ich beinahe die falsche Einfahrt Richtung Autobahn. Im letzten Moment kann ich noch abzweigen. Danach irre ich eine Stunde umher. Schliesslich entscheide ich mich dennoch,  zur Autobahn zurückzukehren und auf dieser weiterzufahren. Alles geht gut. Zum Glück. Auf der Autobahn begegne ich sogar einem Pferdefuhrwerk! – Ratet mal wer schneller war.

Die unzähligen LKWs hinterlassen in den lokalen Strassen enorm tiefe Rillen. Bei Regen füllen sich diese. Sobald sich bei Regen ein LKW aus der Gegenrichtung nähert, bildet sich eine Fontäne über meinem Fahrzeug und ich sehe Sekunden lang nur Wasser.

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Wladimir und seine Bienen.

Mittwoch, 22. Mai: Ich übernachte auf einem LKW-Parkplatz, da sonst keine Alternative vorhanden ist. Ein mulmiges Gefühl kommt auf. Im nächsten Ort lerne ich Wladimir kennen. Er ist Herr über siebzig Bienenvölker und betreibt einen kleinen Campingplatz. Nebenbei unterrichtet er Zeichnen an der örtlichen Schule. Seine Frau ist Ärztin. Recht erstaunt nimmt er zur Kenntnis, dass ich – mit meinem Moskitonetz ausgerüstet – bei ihm in die Lehre gehen möchte. Daraufhin führt er mich in die Welt der Bienen ein. Akribisch führt er Buch über jedes Volk. Von ihm erfahre ich auch, dass im Winter jedes der Bienenvölker eine Kiste samt Bettdecke erhält.

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Da brat‘ mir einer ’nen Storch.

IMG_0014Ich fahre weiter. Die Frau rechts vor dem Haus – ich nenne sie die Apfelfrau – , will mir eine ganze Kiste Äpfel schenken, nur weil ich ihr kurz zuvor mein gesamtes Kleingeld gegeben habe. Auf dieser Strecke fährt ein Maikäfer auf dem Kühler mit (ca. 900m). Dabei sieht er mich stets an, sprechen tut er aber nicht. Leider. Die helvetischen Maikäfer lässt er aber trotzdem grüssen. In Litauen und Lettland ist es übrigens recht schwierig Campingplätze zu finden. Es gibt hier kaum welche. In Lettland bin ich kurz vor dem Verzweifeln. Es ist schon spät. Plötzlich sehe ich eine Tafel: CAMPINGPLATZ. Ich fahre 3,7 Kilometer über eine erbärmliche Strasse Richtung Campingplatz. Dort angekommen muss ich feststellen, dass dieser leider nicht mehr existiert. Beim Zurückfahren treffe ich ein Schweizer Ehepaar, welches darüber in Kenntnis setze. Wir fahren beide weiter. Endlich wieder ein Campingplatz. Leider gibt es hier Mücken ohne. Ausserdem ist alles sehr dreckig. Also weiter. Endlich können wir vor einem sauberen Hotel übernachten. Otti, seine Frau und ich sind echt froh, endlich was Vernünftiges gefunden zu haben. Die darauf folgende Nacht verbringe ich wiederum auf einem LKW-Parkplatz. Auch hier ist es mir nicht ganz geheuer. Estland scheint mir Litauen und Lettland weit voraus zu sein. Die Strassen werden – EU-Gelder sei Dank – besser, die Häuser sind schöner und die Autos alle neueren Datums. Nur die alten, stinkenden LKWs, welche Deutsch beschriftet sind und wohl irgendwann importiert worden sind, sieht man noch vielerorts.

Ein 67 jähriger LKW-Chauffeur erzählt mir, dass er nach Deutschland 25 Stunden unterwegs sei. Dort habe er sechs Abladestellen. Weiter sagt mir der Brummifahrer, dass er noch ca. drei Jahre weiterarbeiten müsse. Warum wohl?

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Die Fähre nach Helsinki.

Samstag, 25. Mai: Ich befinde mich in Tallinn, Estland. Hier findet man riesige Wälder und weite Landschaften. Die Einfamilienhäuser sehen sauber und gepflegt aus. Den Hafen zu finden ist für mich schwierig. Ich habe aber Glück und kann um 16.30 Uhr auf die Fähre. Man platziert mich zuvorderst auf dem Unterdeck. Das kann ja heiter werden. Schliesslich müssen bei der Ankunft in Helsinki alle (!) nachfolgenden Fahrzeuge warten, bis ich die Fähre verlassen habe.

So weit der Stand der Dinge.

Liebe Grüsse an alle. Bis bald!


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Heini und die litauischen Bienen

Dem Internet sei Dank erreicht uns aus den Tiefen Litauens ein Bild von Heini, dass der Blog-Administrator der Öffentlichkeit nicht vorenthalten möchte:

IMG_0016Scheinbar befindet sich unser Müser, Papi und Opi irgendwo bei einem freundlichen, baltischen Imker und seinen Bienen. Genauere Infos folgen. Wir sind gespannt und wünschen weiterhin gute Fahrt! Deine Familie.


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Immer ostwärts – Dresden bis Suwalken

IMG_0026Montag, 13. Mai: Die Aufhängung zum Verdeck ist  schon wieder gebrochen. Ich repariere sie notdürftig und fahre weiter von Dresden nach Boleslawiec. Am Grenzübergang zu Polen stehen elf leichte Mädchen und winken meinem 15er zu. Einige davon bringen auch einige Pfund mehr auf die Waage. Nach der Grenzüberquerung sehe ich um mich herum weite Ebenen mit fruchtbarem Land, so weit das Auge reicht. Die Rapsfelder stehen in voller Blüte. Leider finde ich keinen keinen Campingplatz. Zwar bietet mich ein Arzt, bei ihm zu Hause zu übernachten, ich habe aber persönliche Bedenken und lehne ab. Im Hinterhof eines „Ha Noi“-Lokals verbringe ich die Nacht. Das Lokal und seine Gäste sorgen bis 02.00 Uhr für regen Betrieb. Ein Schaulustiger fotografiert mein Gefährt um diese Urzeit. Toll. Das Blitzlicht ist nicht zu übersehen.

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Dresden an der Elbe.

Dienstag, 14. Mai: Auch heute finde ich keinen Campingplatz. Etwas verzweifelt fahre ich in ein kleines Dorf und versuche Passanten befragend einen zu finden. Zwecklos. Alte Leute haben weisen mich ab und eine sehr alte, gebückt gehende Frau, hat dermassen Angst vor mir, dass sie sich schnell in ihrem Haus verkriecht. Ein junger Mann und sein Vater sind schliesslich meine Rettung. Ich darf in ihrem Innenhof übernachten und werde von ihnen sogar zum Abendessen eingeladen. Nur der Junge spricht Englisch. Am nächsten Morgen ist dieser noch anwesend und lädt mich zum Frühstück ein. Dort berichtet er, dass er heute nicht ins Gymnasium müsse, ja sogar schulfrei erhalten habe, weil ja nur er mit mir sprechen könne und man mich schliesslich auch gebührend – sprich mittels Übergabe einer grossen Wegzehrung – verabschieden müsse.

Mittwoch, 15. Mai: Ich fahre die unglaubliche Tagesdistanz von 210 Kilometern. Mehr als eine Stunde lang suche ich nachts nach einem Campingplatz. Schliesslich werde ich fündig. Doch es ist kein Mensch weit und breit. Ich bin der einzige Gast. Der Platzwart entschuldigt sich später und möchte mir als Wiedergutmachung Geld anbieten.

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Raps wohin das Auge reicht.

Donnerstag, 16. Mai: Ich fahre bis Torun. Eine Strecke von 118 Kilometern. Es ist einfach tolles Wetter. Das Moskito-Fenster kommt erstmals zum Einsatz. In Torun befindet sich ein sehr schöner, aber äusserst lärmiger Campingplatz. Das stört vor allem zur Schlafenszeit gewaltig. Bis hierhin ist die Landschaft weitgehend eben. Die lokalen Felder sind riesengross und allesamt bestellt, die Strassen mörderisch und nicht vergleichbar mit schweizerischen Verhältnissen.

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Wer findet alle Schlaglöcher?

Freitag, 17.Mai: Es geht weiter von Torun bis Ostroda. Die Strassen sind so schlecht, dass ich meinem Unmut freien Lauf lasse: „NEI! NEI! NEI!“, aber es nützt alles Jammern nichts. Da muss ich durch. An einem schönen See in einem Föhren-Wald übernachte ich. Vor zwei Wochen war dieser noch zugefroren. Der Ort stimmt mich hingegen wieder versöhnlich. In der Gegend wird vor allem Raps und Hafer angebaut. Bauern sind nicht zu sehen. Auch Alltagsprobleme begleiten mich: Seit mehr als eineinhalb Wochen möchte ich eine Schere kaufen, um mir meinen Schnauzer stutzen zu können. Das Unterfangen scheint in dieser Gegend unmöglich zu sein. Und plötzlich ein Silberstreif am Horizont: Auf meiner Fahrt mache ich Halt bei einem kleinen Laden. Die Frage nach einer Schere erübrigt sich aber spätestens, nachdem ich die dickliche, ältere Verkäuferin sehe: Sie trägt im Gesicht mehr Haare als ich. Ich muss mir das Lachen verkneifen. Einkaufen tue ich trotzdem: Vier Tomaten, eine Gurke, ein Eis, ein Brot, eine Packung Tee, ein Cervelat (oder wenigstens so was Ähnliches), zwei Trockenwürste und zwei Äpfel. Gesamtpreis: Fr. 6.-

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Waschtag im Hause Wild.

Samstag, 18.Mai: Ich habe Glück. Meine Kugelkopfanhängevorrichtung hat sich gelöst und ich hätte während der Fahrt beinahe die 42mm-Schraube verloren. Larek und Larek – zwei mittelalterliche Saufkumpane –  (Alkoholverbrauch: ca. 5l Korbflaschen-Schnaps in zwei Tagen), können mir zum Glück beim Schraube-Anziehen helfen. Ein Lehrerehepaar aus München schenkt mir eine selbst gemachte Krabbe, ein Herzchen und Glückssteine. Danke, das hat mich sehr gefreut.

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Auch so kann man etwas reparieren.

Sonntag, 19.Mai: Ich fahre bis Augustow. Die Landschaft ist wieder hügeliger und nicht mehr so fruchtbar. Eine Gruppe Männer sitzt am Wegrand  und säuft. Ich möchte ein Foto machen. Einer merkt es, erhebt die Faust und läuft mir nach. Zum Glück ist mein 15er schneller. Schwein gehabt! Auch sonst ist heute ein eher trüber Tag: Im Begriff ein Foto eines Dorfes zu machen, fahre ich auf die Seite und gehe etwas der Strasse entlang zurück. Dabei sehe ich ein Tiger-Büsi und rufe ihr zu: „Geh weg von der Strasse!“. Sekunden später kommt ein Raser und überfährt die Katze. Sie liegt sehr schwer verletzt da. Ich muss sie erlösen – schnell. Sofort hole ich meine Axt aus der einen Kiste und laufe zu ihr hin. Sie zuckt noch mit dem linken Hinterbein, dann ist es vorbei. Zwei Tränen laufen mir über die Wange. Das traurige Erlebnis beschäftigt mich den ganzen Tag lang. Die Zeit vergeht. – Unterdessen bin ich in Litauen angekommen und die Strassen sind hier zum Glück etwas besser. Meinem 15er sage ich täglich, dass er’s gut macht. Allerdings bin ich mir bei aller Euphorie nicht ganz sicher, ob ich mich momentan gerade auf der Autobahn befinde 😉IMG_0019

Bis zum nächsten Mal! Ich Grüsse euch ALLE! Es geht mir gut und ich bin weiterhin motiviert unterwegs. Bis bald!


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Das ist meine Route

 

In einer höheren Auflösung – allerdings ohne Musik – findest du die Route auch auf Tripline.net